Der Weg zum gesunden Verein mit breitem Angebot ist auf eine richtungsweisende Entscheidung zurückzuführen.

Gerlingen - Manchmal ist weniger eben tatsächlich mehr. 1968, kurz nach der Gründung, kam für die damaligen Verantwortlichen der Skischule des Skiclubs Gerlingen die Frage auf, ob ein Rennteam aufgebaut werden soll. Sie verneinten und legten den Fokus stattdessen auf die Jugend, der das sichere, schöne und stilvolle Fahren beigebracht werden sollte. Eine Entscheidung, die der Club nicht bereut hat, von der er vielmehr bis heute profitiert. „Ein Rennteam ist personell und finanziell sehr aufwendig. Diese Entscheidung ist einer der Hauptgründe, dass es uns heute so gut geht, während einige andere Vereine mit Rennteam finanziell schlecht dastehen oder sogar von der Bildfläche verschwunden sind“, sagt David Rentz, der die Skischule seit sieben Jahren leitet.

 

Bei der Jubiläumsveranstaltung im Vereinsheim hat Rentz in seiner Rede auf die vergangenen 50 Jahre der Skischule zurückgeblickt – die frühe Zeit kennt er natürlich nur aus mündlicher oder schiftlicher Überlieferung. Außerdem standen Ehrungen der Stadt und des Verbandes im Mittelpunkt. Das Jubiläum ist von den Clubmitgliedern in den vergangenen Monaten bereits mit einer Après-Ski Party, den Stadt- und Vereinsmeisterschaften sowie einer Ski-Woche im italienischen Arabba gefeiert worden.

Der Skiclub wurde 1961 gegründet

Seinen Ursprung hatte der Skiclub als Abteilung unter dem Dach der KSG Gerlingen. Als sich diese einen Bus für die Ausfahrten anschaffte, die Versicherung vom Verein aber nicht übernommen wurde, kam es zum Bruch, der 1961 zur Gründung eines eigenen Clubs führte. Sieben Jahre später bestand Hartmut Storr die Prüfung zum Lehrwart beim Schwäbischen Skiverband und ermöglichte so den Aufbau der Skischule unter dem damaligen Leiter Helmut Marek. Die Ausfahrten der Skikurse führten zunächst auf die Schwäbische Alb, später auch ins Allgäu und in die vorderen Alpen. Innerhalb weniger Jahre stiegen die Teilnehmerzahlen in dreistellige Höhen, die angebotenen Ausfahrten nahmen ebenfalls zu. Um dem dadurch gestiegenen Personalbedarf Herr zu werden, wurde die Ausbildung von zusätzlichen Skilehrern weiter forciert.

Heute nehmen rund 550 verschiedene Teilnehmer pro Jahr die Angebote des rund 370 Mitglieder zählenden Clubs wahr. Ausfahrten mit weniger als drei Bussen sind eine Seltenheit geworden. Mit der Teilnahmeerlaubnis für Nichtmitglieder wuchs das Einzugsgebiet bis nach Stuttgart und Bietigheim-Bissingen. Klassiker wie die Faschingsausfahrt zum Feldberg, die Lady Days, die Skikurse für Kinder und die Partytrips für Jugendliche sind zügig ausgebucht. Skigymnastik, Rad- und Wanderausflüge, Nordic-Walking-Touren und über das gesamte Jahr verteilte Feste vervollständigen die breite Palette. Ein weiteres Highlight ist die seit den 70ern alle drei Jahre stattfindende Reise nach Banff in den kanadischen Rocky Mountains.

Die Klamotten der Skifahrer sind inzwischen auch cool

„Im Schnitt gehen Mitglieder in der Hauptsaison zwischen Weihnachten und Ostern auf drei bis vier Ausfahrten im Jahr“, sagt David Rentz, der in den vergangenen Jahren einen Rückgang des Anteils der Snowboardfahrer auf unter zehn Prozent festgestellt hat: „Snowboarden war lange in, weil die Kleidung und die Boards besonders modisch waren. Inzwischen gilt das auch für Skifahrer, die nun die Coolen sind. Außerdem haben sie beispielsweise Balance- und bei Ziehwegen große Fortbewegungsvorteile.“ Dennoch legt er Wert darauf, auch Skivarianten wie das Langlaufen, das Telemarken oder das Touren weiterhin zu bedienen. Der Fokus des Vereins liegt aber auf der Skischule, deren Anzahl von Skilehrern sich während Rentz‘ siebenjähriger Amtszeit als Leiter auf nun 43 fast verdoppelt hat. Neben der Durchführung der Ausfahrten und Skikurse liegt die Aufgabe der Skischule auch in der Gestaltung des Programms. Die Planung für die kommende Saison beginnt dabei schon rund ein Jahr vorher.

Neben der Auswahl der Skigebiete und der Reservierung von Hotelzimmern bei mehrtägigen Ausfahrten geht es dabei unter anderem auch um die Einteilung der Skilehrer und die Bereitstellung der Busse. Doch auch die sorgfältigste Planung kann die Gefahr des Schneemangels nicht ausschließen. In den vergangenen Jahren waren die Winter bis auf den vergangenen zu warm. Deshalb sind vor allem in den Randzeiten und außerhalb der Hauptsaison Fahrten in Gebiete auf über 3000 Meter notwendig, im frühen Herbst und späten Frühling sorgen nur Gletscher für die gewünschte Schneesicherheit. „Wenn das Wetter gut ist, sind die Ausfahrten Selbstläufer. Falls nicht, müssen die Trainer die Teilnehmer auch hin und wieder ein wenig motivieren“, erzählt Rentz, der selbst bei den meisten Ausfahrten dabei ist. Durch Maßnahmen wie die richtige Auswahl der Skigebiete, eine ausreichende Anzahl an geeigneten Hütten in Pistennähe, eine generell gute Atmosphäre oder ein unterhaltsames Zusatzprogramm mit Musik und Verpflegung kann dem aber entgegengesteuert werden. Bei den beliebten Samstagsausflügen, die morgens gegen 5 Uhr starten, haben sich dabei Oberjoch und Berwang in Österreich als favorisierte Destinationen herauskristallisiert.

Tagesauflüge bringen Geld rein

Jene Tagesausflüge sind auch eine wichtige Einnahmequelle, um die Ausbildung der Trainer und die notwendige Ausrüstung zu finanzieren. Für Teilnehmer hat der Verein keine Ausrüstung. Im Normalfall bringen diese ihre Ausrüstung selbst mit, bei mehrtägigen Fahrten kann diese auch im Skigebiet geliehen werden. Die Trainer engagieren sich auf ehrenamtlicher Basis, neben einer Aufwandsentschädigung bekommen sie dafür ihre Ausbildung bezahlt. Deshalb könne der Verein Skikurse im Vergleich zu privaten Skischulen vor Ort deutlich günstiger anbieten. Für Mitglieder sind die Skikurse gar kostenfrei, sie bezahlen nur die Anfahrt und den Skipass. „Wer Rennen fahren will, muss früher oder später den Verein wechseln. Wir bieten stattdessen eine Grundausbildung auf hohem Level für wenig Geld. Unsere Gruppen sind mit bis zu sieben Personen deutlich kleiner, außerdem geben unsere Skilehrer nur wenige Kurse im Jahr und sind dadurch motivierter“, nennt Rentz die Vorteile einer Ausfahrt mit dem Verein. Damit das auch so bleibt, will er weiterhin stark in die Ausbildung junger Skilehrer investieren. Denn in diesem Fall ist mehr tatsächlich auch mehr.