Fairtrade-Gruppe fragt: Was können Gemeinden tun, um die Nachhaltigkeitsziele der UN zu verwirklichen?

Heimsheim - Extreme Armut beenden, den Klimawandel bekämpfen, Ökosysteme schützen: Alles große Ziele nur für große Städte? Nein, findet die Fairtrade-Arbeitsgruppe Heimsheim. Wie auch kleine Kommunen ihren Beitrag zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN leisten können, wollte sie in einem Vortragsabend in der Stadtbücherei ergründen. Gerd Oelsner vom Nachhaltigkeitsbüro der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg gewährte einen Einblick in das Konzept der UN und gab Anstöße, an welchen Punkten Gemeinden ansetzen können.

 

„Ich bin öfter auf Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit und Fairtrade-Prozessen“, erzählt Renate Niehaus, Mitglied der örtlichen Fairtrade-Gruppe. Dort treffe sie fast immer nur auf Vertreter größerer Städte wie Stuttgart, Freiburg oder Karlsruhe. „Da dachte ich mir: Wir sind doch auch wer und können etwas tun.“ Aus diesem Grund habe sie Gerd Oelsner vom Nachhaltigkeitsbüro zu dem Vortrag eingeladen. Vertreter aus Wimsheim, Weil der Stadt, Tiefenbronn und dem Enzkreis waren auf Einladung ebenfalls gekommen.

Jedes Land soll seinen Beitrag leisten

Auf dem UN-Gipfeltreffen im September 2015 haben mehr als 150 Staats- und Regierungschefs die Agenda 2030 und die sogenannten Sustainable Development Goals (SDG) – die globalen Nachhaltigkeitsziele – verabschiedet, erklärt Oelsner. Jedes Land soll seinen Beitrag leisten, um die insgesamt 17 Ziele, unterteilt in 169 Einzelvorgaben, zu erreichen.

Zwei Themengebiete, in denen auch kleine Kommunen aktiv werden könnten, seien zum Beispiel die Punkte 12 und 13: „Kritischer Konsum“ und „Klimawandel stoppen“. Das fange an bei der Verwendung von Recycling-Papier in kommunalen Einrichtungen oder dem Bezug von Ökostrom. „Wichtig ist, dass man sich als Kommune erst kleine Ziele setzt“, rät Oelsner. Sonst bestehe die Gefahr, sich zu verzetteln. Spätere Schritte könnten vielgestaltig sein, manche Kommunen entwickeln Klimakonzepte und gestalten Wohngebiete nach energetischen Gesichtspunkten. „In anderen gründen sich Energiegenossenschaften, die dann vom Land gefördert werden.“

Auch in puncto Konsum können sich die Gemeinden und ihre Bürger einbringen. „38 Prozent des CO2-Ausstoßes in Deutschland entstehen durch alles, was mit Konsum zusammenhängt“, erklärt Oelsner. Beispielsweise die Reise in den Urlaub, Dienstleistungen, aber ebenso die Herstellung und der Transport von Kleidung, Möbeln, Autos und Co. Ansatzpunkte sind hier Tauschbörsen, Secondhand-Läden – für Karlsruhe gibt es zum Beispiel einen Secondhand-Führer – und Repair-Cafés. Was das angeht, ist der Altkreis bereits gut unterwegs. In Weil der Stadt und Leonberg, ebenso in Ditzingen und Gerlingen, gibt es solche Reparatur-Initiativen.

Fairer Handel wird groß geschrieben

Fairer Handel wird bei dem UN-Konzept natürlich groß geschrieben. Heimsheim selbst ist, wie Weil der Stadt, Leonberg, Korntal-Münchingen und Ditzingen, bereits eine Fairtrade-Town. Städte und Gemeinden mit diesem Siegel müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, zum Beispiel fürs Rathaus fair gehandelte Getränke beziehen und Aufklärung an Schulen betreiben. Ein anderes Beispiel: Manche Städte seien dazu übergegangen, wenn es um Präsente geht, Geschenkkörbe mit fair gehandelten und regionalen Produkten zusammenzustellen, berichtet Oelsner.

Aufgrund der Fülle der Themenbereiche sei es sehr schwer, einzelne Beispiele herauszugreifen. „Die Vorgaben sind auch alle sehr allgemein gefasst, damit sie auf jedes Land anwendbar sind.“ Die Ansatzpunkte seien entsprechend vielseitig. Das Nachhaltigkeitsbüro bietet aus diesem Grund Workshops und Schulungen für Haupt- und für Ehrenamtliche an, die sich an dem Prozess zu mehr Nachhaltigkeit beteiligen möchten.