Bei „Mighty Quinn“ brechen alle Dämme: Die Earthband ist musikalisch spitze und weiß, wie Party geht.

Rutesheim - Dieter Hofmann ist Jahrgang 1958 und mit Rockgrößen wie Manfred Mann groß geworden. „Er war in meiner Jugend eines meiner Idole, und ich hätte mir nie träumen lassen, dass er einmal bei uns auf der Bühne stehen würde.“ Doch das ist genau der Fall, als der Bürgermeister an Samstagabend im halb freigelegten Festzelt am Bühl 2000 Fans begrüßt.

 

Zum runden Geburtstag lassen es die Rutesheimer so richtig krachen und präsentieren als Topact mit jenem Manfred Sepse Lubowitz, wie er ursprünglich heißt, einen der profiliertesten Keyboarder der internationalen Rockszene. Mit seiner Earthband ist Manfred Mann seit 1971 in den Hallen der Welt unterwegs. Sein Markenzeichen ist der Turm aus Synthesizern, hinter denen der Südamerikaner fast verschwindet.

Auch auf der Bühne in Rutesheim steht ein beachtlicher Keyboardaufbau. Dahinter prangt das markante wie seit 45 Jahren unveränderte Logo seiner Earthband.

Die älteren Herren, der Chef ist immerhin 76, legen gleich gehörig los: „Spirits in the Night“ bringt die durch die sehr gute Vorgruppe mit dem etwas irreführenden Namen Knutschfleck ohnehin bestens eingestimmte Fangemeinde gleich in Wallung.

Hinter dem Tastenturm ist von Manfred Mann nur der Hut zu sehen, dafür sorgen die anderen für Leben auf der Bühne. Allen voran der ausgezeichnete Gitarrist Mick Rogers, mit dem Mann schon seit vielen Jahren tourt, und der trotz der barbarischen Schwüle mit einer Weste auftritt. Nicht minder explosiv ist Robert Hart, der ehedem die Stimme von Bad Company war.

Um die rhythmische Basis kümmern sich Steve Kinch am Bass und der Schlagzeuger John Lingwood, allesamt exzellente Musiker. Ganz klar: einer wie Manfred Mann umgibt sich nur mit Vollprofis.

Dann ist der Meister doch zu sehen: Ein Helfer hängt ihm ein mobiles Keyboard um, Manfred Mann erscheint im schwarz-weißen Schachbrett-Shirt und legt eines seiner legendären Synthesizer-Soli hin, die seinen Sound so einzigartig machen.

Die Show überlässt der Chef den anderen. Robert Hart kokettiert mit seinen marginalen Deutschkentnissen, beeindruckt dafür umso mehr mit seinem gewaltigen wie vielfältigen Stimmvolumen. Und Gitarrist Rogers verleiht mit seiner eruptiven Spielweise den alten Hits neuen musikalischen Charakter. Sei es nun das schon recht kommerzielle „You, Angel, You“, das komplexe „Martha’s Madman“ oder das schlicht monumentale „Father of Day, Father of Night“ vom legendären Album „Solar Fire“ aus dem Jahr 1973.

Das Opus, das an die frühen Werke von Pink Floyd erinnert, ist eigentlich zu kompliziert für eine bierselige Partygesellschaft. Aber in Rutesheim ist nicht nur ein Fetenpublikum. So mancher ist extra wegen solcher Stücke gekommen.

Party muss freilich auch sein. Und die gibt es spätestens bei „Blinded by the Light“, einer Komposition von Bruce Springsteen, die erst durch die Earthband zum Hit wurde. Natürlich kommt „Davy’s on the Road Again“. Im Rutesheimer Festzelt stehen längst alle auf den Bänken und singen mit.

Zugabe: ein Rock’n’RollMedley von Gitarrist und Schlagzeuger. Dann aber: „Come all without, come all within. You’ll not see nothing like the mighty Quinn.“ Am Bühl ist kein Halten mehr. Ein fulminantes Geburtstagsgeschenk!