Mit der Gründung einer Turnabteilung fängt die Erfolgsgeschichte an. Angelika Raith war Abteilungsleiterin, ist ihrer Disziplin noch immer verbunden.

Ditzingen - Die Mannschaftswettkämpfe des Turngaus Neckar-Enz in diesem März liefen ganz nach dem Geschmack von Angelika Raith. Bei dieser Veranstaltung, die den Namen „2plus2“ trägt, nahmen 15 junge Turnerinnen der TSF Ditzingen teil, stellten bei zwei klassischen Turnübungen und zwei weiteren Teamaufgaben ihr Können unter Beweis. Am Ende sprangen mehrere erste Plätze für die C- und F-Jugend heraus. „Das war seit vielen Jahren der erste klassische Turnwettkampf für unsere Turner“, sagt die 61-Jährige, die 1992 der Abteilung beigetreten war und diese zwischen 2004 und 2014 geleitet hatte. „Erfreulich, dass sich wieder etwas tut in Richtung Wettkampf.“

 

In den letzten Jahren war der Wettkampfgedanke bei den Ditzinger Turnern etwas in den Hintergrund geraten, was Angelika Raith sehr bedauert. Wenngleich sie betont, dass „der Spaß beim Sport natürlich auch nicht zu kurz kommen darf“. Die letzten nennenswerten Erfolge liegen schon einige Jahre zurück. Die TSF-Turner hatten zuletzt im Jahr 2010 an Wettkämpfen teilgenommen. Erfolgreich war die Abteilung auch, als Raith kurz nach ihrem Einstieg Anfang der neunziger Jahre die Geräteturn-Fördergruppe übernommen hatte, um besonders talentierten Sportlern ein noch intensiveres Training zu bieten. „Damals hatten wir gute Turnerinnen, die auch auf der Landesebene erfolgreich waren“, erinnert sich die studierte Informatikerin, die in ihrer Jugend deutsche Turn-Meisterin im Vielseitigkeitswettkampf war.

Turnen ist ein sehr trainingsintensiver Sport

Dass ein Fabian Hambüchen aus den Ditzinger Reihen hervorgeht, hält Raith für so gut wie ausgeschlossen. „Turnen ist eine sehr trainingsintensive Sportart, und hier fehlt es leider an der Infrastruktur“, sagt sie. Der traurige Höhepunkt war der Brand der Turnhalle Wilhelmschule im Jahr 2012, wo die Turner trainierten. Der Neubau in der Gröningerstraße hat sich immer wieder verzögert und soll nun endlich im kommenden Jahr fertiggestellt werden. Bis dahin findet das Eltern-Kind-Turnen in der Halle des Sportcenters statt, die Älteren trainieren derweil in der Sporthalle der Konrad-Kocher-Schule. Hinzu kommt der Mangel an ausgebildeten Trainern in Ditzingen. „Ich war damals auch keine ausgebildete Trainerin, sondern eine ganz normale Übungsleiterin für Kinderturnen“, sagt Angelika Raith.

Deshalb liege der Fokus heute vor allem beim Turnen für Kinder. „In den vergangenen Jahren haben die Angebote im Eltern-Kind- und Kleinkinderturnen stark zugenommen, während der Turnsport für Ältere abgenommen hat“, sagte Raith und erklärt: „Der Schwerpunkt in den Übungsstunden lag Anfang der neunziger Jahre beim Geräteturnen, und das hat sich im Laufe der Jahre geändert bis hin zum Freizeitsport, der vor allem aus Spiel und Spaß besteht.“ Aktuell gibt es 17 Kinderturngruppen bei den TSF in Ditzingen.

Früher begann die Turnstunde schon um 14 Uhr

Es ist eine Entwicklung, die aus ihrer Sicht nicht zuletzt der Einführung von Ganztagsschulen geschuldet ist und der daraus resultierenden Verlegung von Turnstunden vom Nachmittag in die Abendstunden. „Als ich 1992 als Übungsleiterin angefangen hatte, begann die Turnstunde für die Kinder in der ersten Klasse um 14 Uhr, das ist heute undenkbar!“, sagt die 61-Jährige. Im Rahmen ihrer Nachwuchsarbeit bietet die Turnabteilung regelmäßig Schnupperangebote und Kooperationen an. 2017 wurde beispielsweise der „Ditzinger Kinderturntag“ ins Leben gerufen, der eine erfreulich hohe Beteiligung hatte.

Dabei stand der Wettkampfgedanke ganz oben, als der Turnverein am 2. Juli 1893 gegründet und damit der Grundstein für die spätere Erfolgsgeschichte der TSF Ditzingen gelegt wurde. Der Bürstenmacher Wilhelm Epple und drei Turnfreunde hatten die Idee, nachdem sie beim Gauturnfest des Keplergaus in Weilimdorf mit Entsetzen feststellen mussten, dass ihre sporadischen Trainingseinheiten nicht ausreichten, um mit den Turnern aus der Nachbarschaft mitzuhalten. Im Gasthaus Adler wählten sie den Zimmermann Jakob Röhm zum ersten Vorsitzenden und beschlossen die Statuten. Ihre Turnausfahrten, Tanzveranstaltungen, Kinderfeste und Weihnachtsfeiern prägten fortan das gesellschaftliche Leben im Ort.

Die größte Abteilung des TSF Ditzingen

Mit fast 500 Mitgliedern sind die Turner die größte Abteilung des Vereins. Raith ist sich sicher: Wer eine sportliche Karriere anstrebt, der ist gut beraten, mit dem Turnen anzufangen. „Das Kleinkinderturnen ist Vorbereitung und Bewegungserziehung für alle anderen Sportarten“, weiß die 61-Jährige, die heute noch die Auswertung der Wettkämpfe für den Turngau Neckar-Enz übernimmt und die Geschäftsstelle betreut: „Turnen ist der Grundstein für eine sportliche Entwicklung.“