Dominik Ryn leitet die Frisbee-Abteilung. Der Verein ist der einzige in der Region, der diese Sportart anbietet.

Ditzingen - Wer bei schönem Wetter in einem Park aufschlägt, kennt den Anblick: Jugendliche mit nacktem Oberkörper passen sich das Frisbee lässig durch die Beine zu oder lassen es auf den Fingerkuppen gleiten. Doch wenn Dominik Ryn die Plastikscheibe auf Reisen schickt, dann fliegt diese mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 Stundenkilometern über den Köpfen hinweg, bevor sie erst nach 100 Metern auf dem Rasen landet. Der 34-Jährige spielt Ultimate Frisbee bei den TSF Ditzingen. Die aus den USA stammende Sportart ist eine der schnellsten überhaupt – und wohl auch die fairste.

 

Mit seinen 1,90 Metern ist Dominik Ryn klar im Vorteil, wenngleich technisch beschlagene Spieler die Körpergröße kompensieren können. Und auch wer ein ordentliches Tempo drauf hat, ist hier richtig. „Man muss laufen können“, weiß Ryn und meint: „Die Profi-Teams in den USA suchen sich sogar starke Läufer und bringen ihnen das Spielen bei.“ Die Regeln sind simpel, weil aus Sportarten wie Basketball und American Football bekannt. Mit präzisen Pässen aus dem Handgelenk spielen sich zwei Teams aus je sieben Spielern die Scheibe zu. Wer sie fängt, hat zehn Sekunden Zeit, um sie abzugeben.

Ein Foul, ein Spruch – und dann geht es weiter

Laufen darf er aber nicht mehr, dann sind nur noch Sternschritte erlaubt. Wird die Scheibe am Ende des gegnerischen Spielfelds gefangen, gibt es einen Punkt. Jeder Körperkontakt wird als Foul gewertet. Dennoch kommt der Sport nicht ohne Verletzungen aus. „Die sind dann meistens selbst verschuldet beim Laufen oder schnellen Richtungswechsel“, erklärt Ryn. Das Besondere: Gespielt wird ohne Schiedsrichter, die Spieler ahnden Regelverstöße und Fouls selbst. „Das klappt super“, sagt er und vergleicht das Ganze mit einem Fußballkick unter Freunden. „Wenn einer von den Beinen geholt wird, gibt’s Foul und hinterher einen Spruch, dann spielen wir weiter.“ Überhaupt steht der „Spirit of the Game“ über allem, der nach den Statuten des Welt-Frisbeesport-Verbands World Flying Disc Federation (WFDF) besagt, dass „die Verantwortung des Fair Plays jedem Spieler als wichtigste Aufgabe übertragen wird“.

Der Stuttgarter, Kapitän der zweiten Mannschaft der „Sieben Schwaben“ und seit drei Jahren Abteilungsleiter, kam ganz zufällig zum Frisbee. „Als ich 2012 beruflich in Valencia war, hatte ich etwas gesucht, um Leute kennenzulernen“, erzählt der Automobilingenieur. Über Facebook war er dann auf eine Frisbee-Gruppe gestoßen und fand Gefallen am Sport. „Dort hatte ich auch erfahren, dass es mit den „Sieben Schwaben“ ein erfolgreiches Team in Ditzingen gibt“, sagt der 34-Jährige, der nach seiner Rückkehr dem Verein beitrat.

Frisbee hat inzwischen die ganze Welt erobert

Die Sportart wurde Ende der sechziger Jahre von Studenten der Columbia High School in New Jersey erstmals der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. In den USA wird der Sport übrigens „Ultimate“ genannt, da „Frisbee“ ein geschützter Begriff ist. „Weil man hier aber damit nichts anfangen kann, wurde daraus Ultimate Frisbee“, erklärt Ryn. Inzwischen hat Frisbee die ganze Welt erobert: In Deutschland gibt es über 100 Vereine, und seit 2010 auch eine Abteilung bei den TSF Ditzingen mit mehr als 100 Spielern. Damit ist der Sportklub der einzige auch weit über den Leonberger Altkreis hinaus. Die erste Herren-Mannschaft spielt in der höchsten Klasse und zählte vor einigen Jahren zu den Top drei in Deutschland. Ganz oben spielt auch das Damen-Team „GoHoGirls“ und das Mixed-Team „Sugar Mix“.

Bereits vor der Abteilungsgründung war das Team, das ursprünglich aus dem Unisport hervorgegangen war, mehrmaliger Deutscher Meister. Und regelmäßig schaffen Ditzinger Spieler den Sprung in die Nationalmannschaften. Johannes Schlechter und Timothy Waddicor sind amtierende U 17-Europameister. Mit den „Celtics“ stellen die Ditzinger zudem Junioren-Teams in verschiedenen Altersklassen. Die Qualität auf dem Rasen geht zurück auf jene am Spielfeldrand: Die erste Herren-Mannschaft wird von Philipp Hass trainiert, der auch Kapitän der Mixed-Nationalmannschaft ist. Und bei den Damen hat mit Mike Nash ein Mann aus dem Heimatland des Sports das Sagen. Das nächste große Ziel sind Ende Juli die Club-Weltmeisterschaften in Cincinnati, im US-Bundesstaat Ohio. Dort messen sich die besten 120 Teams aus der ganzen Welt. Trotz der starken Konkurrenz aus den USA, aber auch Kanada, Australien und England gibt es eine ganz klare Zielsetzung: „Wir fliegen nicht rüber, um uns abwatschen zu lassen und Erfahrung zu sammeln“, sagt Ryn. „Wir wollen als bestes deutsches Team nach Hause fahren.“