Torhüter, Funktionär und die gute Seele der Abteilung – Karl-Heinz Sulz ist der Sportart fast so lange verbunden, wie es sie in dem Verein gibt.

Ditzingen - Schon als kleinen Bub verschlug es Karl-Heinz Sulz in die damals neu gegründete Handballabteilung der Turn- und Sportfreunde Ditzingen. Nachdem er sämtliche Nachwuchsteams durchlaufen hatte und schließlich im Tor der ersten Herrenmannschaft gestanden war, hielt der 76-Jährige auch nach seiner aktiven Laufbahn den Handballern die Treue und erlebte als langjähriger Abteilungsleiter die erfolgreichsten, aber auch die schwierigsten Zeiten mit.

 

Mit Handball hatte der Ditzinger anfangs nichts am Hut, denn er war Fußballtorwart. Erst nachdem ihn der „Handballvater“ Rolf Berkens aufgrund Spielermangels überredet hatte, stellte er sich bei dem Wurfsport zwischen die Pfosten, das war 1952. „Anfangs habe ich noch beides gemacht“, erinnert sich Sulz, der an einem Wochenende bis zu dreimal im Einsatz war, weil er in der A-Jugend- und ersten Handballmannschaft ranmusste, und dann half er noch bei den Fußballern aus. Erst mit 18 zog er die Torwarthandschuhe aus, und das trotz eines Angebots der Stuttgarter Kickers. „Meine ganzen Kumpels waren zum Handball gewechselt, und ich hatte mit meinen 1,76 Metern auch nicht wirklich gute Karten als Fußballtorwart“, gesteht Sulz.

Sprungkraft macht fehlende Körperlänge wett

Die fehlende Körperlänge konnte die Sportskanone aber nicht selten mit seiner enormen Sprungkraft kompensieren – der Ditzinger war obendrein auch noch erfolgreicher Leichtathlet, er sprang schon im Alter von 16 Jahren 6,39 Meter weit und war mehrmaliger Weitsprung-Bezirksmeister. Die allererste Herrenmannschaft bestand übrigens ausschließlich aus Nicht-Handballern. „Das waren junge Einheimische und aus der Kriegsgefangenschaft entlassene ortsfremde Kameraden“, erzählt Sulz. „Die mussten alle den Sport von der Pike auf lernen!“

Bemerkenswert war zudem, dass mit der Gründung der Handballabteilung im Jahr 1946 auch gleich eine Frauenmannschaft ins Leben gerufen wurde. „Das war erstaunlich, weil das Mannschaftsspiel für Frauen bis dahin in Ditzingen völlig unbekannt war“, weiß der 76-Jährige. Weil es keine Sporthalle im Ort gab, war in den ersten Jahren Feldhandball auf dem früheren roten Sandplatz neben der Stadthalle angesagt, mit elf gegen elf. „Sonst hätten wir uns tot gelaufen!“, meint Sulz. Im Winter ging es derweil in die Messehalle 3 auf dem Killesberg. Das war übrigens keine spaßige Sache für den Keeper, musste er sich doch auf den harten Steinboden werfen.

Hauptsache, der Ball ist nicht drin

Und überhaupt: Dass man als Torwart „ein wenig verrückt“ sein muss, das bestätigt Sulz mit einem verschmitzten Lächeln. Er erinnert sich an ein Freundschaftsspiel anlässlich der Eröffnung der neuen Stadthalle im Jahr 1966, wo die Handballer später ihren Trainingsbetrieb abhalten konnten. Damals trat der Kreisklasse-Club gegen den SV Möhringen aus der Bundesliga an. „Bernd Mühleisen, einer der besten deutschen Handballer, kam durch und traf mich voll an der Backe“, erzählt er und schiebt lachend hinterher: „Aber die Hauptsache war, der Ball war nicht drin!“ Heute sind die Handballer übrigens in der Sporthalle Glemsaue zu Hause.

Richtig erfolgreich wurde es für die Ditzinger Anfang der neunziger Jahre, da gelang der ersten Herrenmannschaft der Aufstieg in die Landesliga – das war der bis dato größte Erfolg. 1996 ging es aber wieder zurück. Weil die Ditzinger entgegen der Richtlinien zwei ausländische Spieler mit der A-Spielerlaubnis im Kader hatten, wurden sie vom Verband zum Zwangsabstieg verdonnert. „Wir waren am Ende der Saison Erster, und alle unsere Siege wurden annulliert, das war brutal“, erinnert sich Sulz, der damals Abteilungsleiter war – er bekleidete das Amt insgesamt 15 Jahre, und er war auch zehn Jahre Kassierer. Ditzingen gelang aber der sofortige Wiederaufstieg in die Bezirksliga, und ein Jahr später erneut in die Landesliga.

Drittgrößte Abteilung bei den TSF Ditzingen

2015 spielten die TSF erstmals in der Württembergliga. „Wir sind neben Leonberg die erfolgreichste Handballmannschaft im Altkreis“, resümiert Sulz – und das trotz des „geringeren Etats“. Heute ist die Abteilung mit mehr als 400 Mitgliedern nach Turnen und Fußball die drittgrößte. „Mit Nachwuchsproblemen hatten wir kaum zu kämpfen“, sagt der frühere Textilkaufmann und Prokurist, den alle im Verein liebevoll „Charly“ nennen. Zählte die Abteilung 1993 mit drei Herrenteams, fünf männlichen Jugendmannschaften, einer weiblichen A-Jugendmannschaft und den Minis zehn Teams, ist sie aktuell mit 19 Mannschaften vertreten. Um die Förderung des Jugendhandballs weiter voranzutreiben, initiiert die Abteilung regelmäßig Kooperationen mit Schulen, und 2002 wurde ein Förderverein gegründet.

Trotz des knappen Abstiegs der ersten Herrenmannschaft aus der Württembergliga in die Landesliga in der vergangenen Saison, die Karl-Heinz Sulz auch mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Leistungsträger Frank Eisenhardt erklärt, schaut der Mann, der neben seinem Engagement in der Handballabteilung auch stellvertretender Vereinsvorsitzender und bis vor kurzem Mitglied im erweiterten Vorstand war, optimistisch in die Zukunft. „Wir werden uns für die kommende Saison mit einigen Spitzenspielern der Bezirksliga verstärken“, sagt er. „Und wenn alles nach Plan läuft, spielen wir um den Aufstieg.“